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swissrara, lass das Abenteuer beginnen


Ein Traum wird wahr: Meine Evolèner Rinder, das Rätische Grauvieh und die Freibergerpferde in einem Stall vereint.

Vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass ich jetzt hier so sitze. Vor einem Jahr war ich

genau zu diesem Zeitpunkt in einem tiefen Loch, unzufrieden, depressiv, aggressiv, traurig, unendlich enttäuscht und vor allem, komplett orientierungslos.


Vor einem Jahr und einer Woche wurden meine Ziele und Träume bezüglich swissrara einmal komplett über den Haufen geworfen.


Deftiger Rückschlag


Der Pachtvertrag für den Hof, auf dem ich damals fünf Jahre lang mitgeholfen habe und den ich auf das Jahr 2020 pachten wollte und auf dem notabene auch die Evolèner und das Rätische Grauvieh untergebracht waren, konnte ich nicht unterschrie ben werden. Die Betriebsleiterwohnung wurde nicht an mich und meinen Partner vermietet.


Stattdessen wurde der Betrieb auf die jüngere Ehefrau überschrieben, um noch zehn Jahre Direktzahlungen beziehen zu können und die Wohnung dient wochenweise fremden Gästen als Feriendomizil. Ein ziemlicher Schlag in die Magengrube.



Alle Kühe verkaufen?

Ich war bereit zur Not bis aufs Äusserste zu gehen.

Gefangen in einer Situation, in der ich nicht sein wollte. Denn im Winter ohne Dach über dem Kopf und Futter mit meinen Tieren abzuhauen, lag nicht drinnen. Ausharren. Wochen wurden zu Monaten. Die Enttäuschung hatte sich in Hass verwandelt und meine bösen Gedanken zerfrassen und liessen mich zu einem Menschen werden, der ich nicht sein wollte.


Als die Kühe auf die Alp gingen, habe ich mir geschworen: «Wir kommen nie mehr zurück.» Dies, obwohl ich keinen Plan B hatte. Keinen Stall, indem ich meine Tiere unterbringen konnte. Keinen Betrieb in Aussicht. Nichts. Der Leidensdruck in den ersten sechs Monaten des 2020 war für mich persönlich so gross geworden, dass ich bereit war, wenn nötig bis aufs äusserste zu gehen und nach der Alpzeit alle Tiere zu verkaufen.


Die beste Nachricht des Jahres


Mit dieser riesigen Ungewissheit rückte ich Ende Juni als Trainrekrutin in die Schweizer Armee ein. Vier Wochen später stiess mein Freibergerwallach Haydo dazu. In der sechsten Woche der Rekrutenschule dann die Nachricht: Ich darf einen alten Kuhstall auf meinem Traumbetrieb, wo auch meine beiden Freibergerpferde Haydo und Gira-Sol stehen mieten.


Der absolute Endorphin-Cocktail. Meine Mundwinkel blieben Mal einfach bei meiner Stirn oben hängen. Ich konnte und kann mein Glück kaum fassen, hatte sogar angst plötzlich aufzuwachen. Erstaunlich, wie sich das Blatt doch wenden kann, vorausgesetzt, man ist bereit «all-in» zu gehen.


Mit dem eigenen Pferd in der Schweizer Armee



Mit Freibergerpferd Haydo als Trainsoldat in der Armee.

Die restlichen 12 Wochen meiner Rekrutenschule vergingen wie im Flug. Was für ein unvergesslicher Sommer, was für eine komplett andere Welt, was für ein Abenteuer. Ich bin meiner Familie und meinem Partner, die mich bei der Realisierung meiner Träume immer unterstützen, unglaublich dankbar, dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben.


Denn während das Rindvieh auf der Alp und anschliessend auf der Herbstweide war, blieben Freibergerstute Gira-Sol, Appenzeller Sennenhund Maximus, die Pommernenten und die Diepholzer Gänse zuhause und mussten täglich versorgt werden.


Kein Entenfleisch im 2020


Einerseits wegen meiner 18-wöchigen Abwesenheit, andererseits aufgrund von Corona und die verheerenden Auswirkungen auf die Gastronomiebranche, die bisher den Grossteil des Enten- und Gänsefleischabsatzes ausmachte, wurden bei den Pommernenten und Diepholzer Gänsen keine Kunstbrut gemacht.


Eine Ente hat sich für Naturbrut entschieden, wir haben sie gewähren lassen und die sechs Küken (unserer ersten Enten-Naturbrut überhaupt) sind nun bereits zu richtigen Enten herangewachsen und auch bei den Diepholzer Gänsen hat es Nachwuchs gegeben, ein paar der ehemaligen Gössel wären noch zu haben. Allerdings ohne Federn und tiefgefroren.


Das erste Mal Einstallen

Die erste Nacht im neuen Stall, alle schlafen.

Als Trainsoldatin und Militärpferd kehrten Haydo und ich Ende Oktober zurück. Schlag auf Schlag ging es los. Einen Monat Zeit, um den Stall auf Vordermann zu bringen. Am 1.


Dezember das erste Mal Einstallen. Einer der glücklichsten Momente überhaupt.


Mit unterschriebenem Mietvertrag für die Stallungen und das Futterlager und unterschriebenem Pachtvertrag für fünf Hektaren Landwirtschaftliche Nutzfläche sitze ich jetzt da. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht?


Einen Betrieb von Null aus aufbauen


swissrara geht also in die nächste Runde. Was bisher als grosses Hobby betrieben wurde, wird nun professionalisiert. Der Antrag für meine eigene Betriebsnummer wurde eingereicht. Ich bin jetzt Betriebsleiterin «meines» kleinen Landwirtschaftsbetriebs, denn ich ganz nach meinen eigenen Ideen und Visionen von Null auf aufbauen darf und führen werde.


Ich freue mich euch auf meinem Weg mitzunehmen. Euch viele spannende Geschichten rund um bedrohte Nutztierrassen, alte Pflanzensorten, wertvolle Heilkräuter, einmalige Hofprodukte, Selbstversorgung, Direktvermarktung, und meine Erfahrungen als Quereinsteigerin ungeschminkt ehrlich und erfrischend direkt erzählen zu können.


Lass das Abenteuer beginnen.



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